Jeder Stotternde empfindet unterschiedliche Dinge während einer Gesprächssituation als belastend, gegen die er zusätzlich zur Herausforderung des Sprechens ankämpfen muss. Falls der Betroffene Interesse zeigt, sich mit Ihnen über seine Symptomatik Stottern zu unterhalten, sollten Sie Ihre Fragen und Unsicherheiten ansprechen und zusammen versuchen einen gemeinsamen Weg des Kommunizierens zu finden.
Wir geben hier daher nur Tipps, die im Umgang miteinander helfen können:
- Versuchen Sie Vorurteile abzubauen!
Leider werden in Filmen die Rollen von Witzfiguren oder Tollpatschen gerne durch Stotternde dargestellt. Dieses entspricht nicht der Realität und Stottern hat auch nichts mit Intelligenz zu tun! – Betroffene und berühmte Persönlichkeiten –
- Vermeiden Sie gut gemeinte Tipps!
Das Stottern ist keine schlechte Angewohnheit. Wenn all diese Ratschläge wirklich helfen würden, wäre das Stottern für uns kein Problem mehr.
- Versuchen Sie uns Zeit zugeben!
Bitte haben Sie Geduld, unter Zeitdruck fällt es uns schwer zu sprechen. Beachten Sie, dass Druck auch durch Gestik und Mimik aufgebaut werden kann.
Darüber hinaus können Sie aktiv zu einer entspannten Gesprächs-Atmosphäre beitragen indem Sie Ihr eigenes Sprechtempo drosseln. Das nimmt den Stotternden das schlechte Gefühl mit der Geschwindigkeit eines „Normalsprechers“ mithalten zu müssen und gibt ihm zudem die Gelegenheit eventuell erlernte Techniken aus der Sprachtherapie in Ruhe anzuwenden.
Des Weiteren können wir uns leichter in Gesellschaft einbringen, wenn Gesprächspartner uns durch Redepausen oder Blickkontakt bewusst Raum zum Sprechen signalisieren oder uns direkt ansprechen bzw. einbeziehen.
- Versuchen Sie Stotternde ausreden zu lassen!
Jemandem ins Wort fallen ist unter Normalsprechenden eine Unart, die ungern gesehen wird. Das sehen wir Stotternden genauso!
Eine weitere Unsitte bei Gesprächen zwischen Normalsprechenden und Stotternden ist das Fortführen eines Satzes bei auftretenden Blockaden. Dieses kann bei sehr starken und lang anhaltenden Blockierungen von einigen Stotternden als hilfreich angesehen werden. Die meisten Betroffenen empfinden dies aber als Entmündigung. Wir möchten unsere Gedanken gerne selbst äußern, auch wenn es manchmal eventuell etwas länger dauert.
Eine kleine Anekdote aus einer Situation im Flugzeug:
Die Stewardess fragt einen Stotternden nach dessen Getränkewunsch.
Der Stotternde antwortet: “Ich hätte gerne ein Tttttt…, ein Tototo…“
Die Fluggastbegleiterin serviert einen Tomatensaft – der Stotternde schaut irritiert!
Nachdem die Dame ein weiteres mal Getränke anbietet – bestellt der Stotternde: “ein Tototo… Tonic Water!“ – jetzt serviert die Stewardess das Tonic Water irritiert!“
- Versuchen Sie auf den Inhalt zu achten!
Stellen Sie sich vor, Sie treffen auf jemanden mit einem ausgeprägten Dialekt. Hier werden Sie vermutlich auch verstärkt auf den Inhalt und nicht auf das „wie“ des Sprechens achten.
- Versuchen Sie natürlichen Blickkontakt zu halten!
Achten Sie mal darauf wie Sie es mit dem Blickkontakt bei Normalsprechenden halten. Durch das Wegschauen bei Redeflussstörungen, wie es fälschlicherweise in der Gesellschaft oft verbreitet ist, entziehen Sie dem Stotterer ihre Aufmerksamkeit und signalisieren Desinteresse! Aber bitte verfallen Sie auch nicht in das andere Extrem und starren Ihren Gesprächspartner an.
Da der persönliche und kommunikative Umgang miteinander sehr vielschichtig ist, können diese Tipps das persönliche Gespräch und den Erfahrungsaustausch mit uns Betroffenen nicht ersetzen. Daher laden wir Sie herzlich ein an einem unserer Gruppenabende teilzunehmen!
Zum 40. Vereinsjubiläum, im Jahre 2014, finanzierte die Kölner Gruppe ein bundesweites Aufklärungsfaltblatt für nicht Nicht-Betroffene. Dieses Faltblatt kann über die BVSS kostenfrei angefordert werden.